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Radeln an der Grenze der Physik
Vorarlberg mag zwar das zweitkleinste Bundesland sein, im Kunstradfahren zählt der westlichste Teil Österreichs zu den größten – und das nicht nur in der Alpenrepublik sondern in ganz Mitteleuropa. Und inmitten der europäischen Topvereine spielen auch zwei ARBÖ-Radklubs mit: Der RC Meiningen und der RC Bregenz zählen besonders im Nachwuchsbereich zu den Spitzenklubs und formen in regelmäßigen Abständen absolute Topathleten, die Titel um Titel hamstern.
Tradition. Doch warum hat sich das Kunstradfahren gerade in Vorarlberg so durchgesetzt, während in anderen Bundesländern von dieser Sportart kaum jemand Notiz nimmt? Die Antwort liegt in der langen Tradition: Der Radsport und speziell das Kunstradfahren hatte in den Nachkriegsjahren Hochsaison. Viele Sportlerinnen und Sportler trainierten und präsentierten „Dornenstandsteiger“, „Steuerrohrsteiger“ oder „Kehrlenkersitzsteiger“, so die Namen bekannter Figuren. Die Klementi-Twins, die wohl bekanntesten Athleten aus Vorarlberg mit ARBÖ-Wurzeln, haben es als Kunstradprofis mit ihren Shows sogar bis nach Amerika gescha¢t.
In Vorarlberg haben sich die Kunstradklubs über die Jahre etabliert und gehalten und bieten heute vielen Kindern und Jugendliche ihre sportliche Heimat. „Wir konzentrieren uns seit 2023 auf die Nachwuchsarbeit und konnten mit unseren jungen Sportlerinnen und Sportler schon tolle Erfolge erzielen“, freut sich Annemarie Micheluzzi, Sportverantwortliche des RC Bregenz, über die vielen Erfolge. So stammte die achtfache Staatsmeisterin Daniela Metelko-Micheluzzi ebenso aus dem Radklub Bregenz, wie Ida-Lena Hofherr und Jacqueline Rist, die schon mehrfach die Österreichischen Landesmeisterschaften gewinnen konnten sowie Elias Metelko, der sich unter anderem österreichischer Meister in Kunstradfahren nennen darf.
Und auch der zweite ARBÖ-Kunstradklub, der RC Meiningen (www.rc-meiningen.at) ist nicht minder erfolgreich: Sechsmal Gold, zehnmal Silber und 14 Edelmetall in Bronze bei Weltmeisterschaften im Saalradsport holten die vielen Aushängeschilder des Kunstradklubs. „Wir sind stolz, dass sich unser Nachwuchs auf nationaler Ebene bereits toll in Szene setzen kann. Sieben Sportler aus unseren Reihen sind auch im Vorarlberg C-Kader, dem Landesnachwuchskader“, erzählt Sabine Mathis vom RC Meiningen. Bis zu dreimal pro Woche trainieren die 15 Sportlerinnen und Sportler in einer mit speziell haftendem Boden ausgestatteten Sporthalle auf ihren Rädern, die mit gewöhnlichen Fahrrädern nicht viel gemeinsam haben: Die speziellen Räder verfügen über keinen Leerlauf, keine Bremsanlage und auch keinen weiteren Komfort wie Federgabel oder bequemen Sattel. „Diesen Firlefanz benötigen wir nicht und würde nur die Stabilität des Rades beeinflussen und für zusätzliches Gewicht sorgen“, nennt Annemarie Micheluzzi die Gründe.
Auf den minimalistisch ausgestatteten Rädern schalten mit unglaublicher Leichtigkeit schon die jüngsten Sportler die Physik scheinbar aus. Dabei ist jahrelanges Training notwendig, ehe die Kunststücke wie der Handstand auf der Lenkerstange oder das Balancieren am Sattel gelingen.
Die jungen Sportlerinnen und Sportler von den Radklubs Bregenz und Meiningen sind jedenfalls mit Feuereifer dabei und wollen auch weiterhin zu den Besten dieser Sportart gehören. „Dafür geben sie Woche für Woche alles“, ist Annemarie Micheluzzi vom großen Engagement ihrer Schützlinge begeistert.
Der ARBÖ wünscht allen aktiven und zukünftigen Kunstradlerinnen und Kunstradlern natürlich auch für die weiteren Wettkämpfe alles Gute.
-SO