Reisen und Freizeit

Die Insel der Schönheit

Korsika. Die französische Insel wird auch „Gebirge im Meer“ genannt. Das großartige Wander- und Naturparadies punktet mit salzigen und süßen Badefreuden, adretten Städtchen und entspanntem Savoir-vivre.

Nur noch wenige Meter trennen uns vom Gipfel: Der Weg führt über saftige Wiesen sanft bergan, Wacholder und knorrige LaricioKiefern duften in der Sonne. Wir überwinden die letzten Granitfelsen und bizarren Felsformationen – und sind da, am „Punta di a Vacca Morta“ (1314 m). Neben dem Gipfelsieg macht auch der Tiefblick hier glücklich: Unter uns breitet sich im 360-Grad-Panorama die ganze Pracht und Vielfalt der französischen Mittelmeerinsel Korsika aus.

Im Osten glitzert die Bucht von Porto-Vecchio, im Süden liegt Bonifacio, dahinter die Eilande des Maddalena-Archipels und die italienische Insel Sardinien. Richtung Norden blicken wir auf den Wald und Stausee von L'Ospédale und die gigantischen Felszacken der Bavella-Gruppe; im Westen auf den Golf von Valinco. Rundum leuchten die aquamarinblauen Fluten des Mittelmeeres. Keine Frage: Wir befinden uns auf einer Insel – und zwar einer wunderschönen!

Doppelte Badefreuden. Korsika ist extrem vielfältig und begeistert alle Naturfans: Auf dem 8680 km2 großen Eiland (gut halb so groß wie die Steiermark) liegen traumhafte Sandstrände und wilde Bergregionen nur einen Katzensprung voneinander entfernt. Die Insel verfügt über 70 ZweitausenderGipfel; vom höchsten, dem Monte Cinto (2706 m), sind es nur 23 Kilometer Luftlinie ans Meer. Ein Drittel der Insel steht im „Parc Naturel Régional de Corse“ unter Schutz. Da gibt es bizarre Felsküsten, herrliche Kastanien- und Kiefernwälder, Bergseen und kühne Gipfel. 2000 km Wanderwege bieten für alle etwas: von einfachen Küstenpfaden (z. B. auf den weißen Kreideklippen um das auf überhängenden Klippen schwebende Städtchen Bonifacio oder an der roten Granitküste Scandola im Westen) bis sehr anspruchsvolle Touren (z. B. Monte Cinto). Berühmte Fernwanderwege sind der hochalpine GR 20 (600 km von Süd nach Nord, neu auch für Bikes) sowie die beiden einfacheren „Mare a Mare“ (von Meer zu Meer) sowie „Mare e Monti“ (Meer und Berg) in Küstennähe.

Das naturbelassene Landesinnere ist dünn besiedelt und das Reich der berühmten halbwilden Schweine. Hier zeigt Korsika seinen ungezähmten Charakter: Zahlreiche Wildbäche gruben tiefe Schluchten, ergießen sich in Kaskaden über Felsstufen und sammeln sich in kleinen, tiefgrünen Seen. Hier gibt es Badefreuden ohne Salzkruste auf der Haut: Das von der südländischen Sonne aufgeheizte Granitgestein wärmt das darüber fließende Wasser auf angenehme Badetemperatur. Welch ein Vergnügen, über die glatt geschli§enen Felsen zu rutschen, in tiefe Gumpen zu springen und im glasklaren Bach zu waten und zu schwimmen. Dem ein fallsreichsten Architekten kann kein schöneres Erlebnisbad einfallen!

Der Fango im Nordwesten gilt als wärmster Fluss, er erreicht im Hochsommer bis zu 26 Grad. Von der Kulisse her noch imposanter sind die Schluchten im Gebirge um Corte, der ehemaligen Inselhauptstadt im Landesinneren. Oberhalb der rauschenden Gorges (Schluchten) von Tavignano führen uralte Hirtenpfade entlang bizarrer Felswände und Tafoni (natürliche Felslöcher). Nicht minder faszinierend ist das Asco-Tal: Über den grünen Fluten leuchten die schneebedeckten Gipfel des Monte-Cinto-Massivs, eine Genuesen-Brücke aus dem 14. Jahrhundert bietet sich als Sprungturm an.

Wasserratten haben es auf Korsika doppelt gut: Auch die Strandregionen konnten ihre natürliche Schönheit bewahren, große Bettenburgen sucht man selbst in den Touristenzentren an der flacheren Ostküste vergeblich. Von den mehr als 1000 km Küste entfällt rund ein Drittel auf Strände. Wahrhaft bilderbuchmäßig sind etwa die Plage de Palombaggia und Tamaricciu im Süden oder der Plage de l’Ostriconi im Norden. Hier finden Badenixen weißen Sand und türkisblaues Meer wie in der Karibik!

Mittelalterlicher Charme. Die schönsten historischen Städtchen und pure korsische Lebensart finden Besucher im Landstrich der „Balagne“ im Norden. Auf den Bergkuppen und Hängen dieses „Gartens Korsikas“ kleben rund 20 mittelalterliche Weiler. Die sand- und ockerfarbenen Häusergruppen scheinen wie aus dem lokalen Granitfels gewachsen. Das Meer liegt stets panoramareich zu Füßen: diese strategische Lage war überlebenswichtig im Mittelalter. Heute sind hier Künstler heimisch, die „Route des Artisans“ verbindet die Dörfchen mit ihren Kunsthandwerksläden.

Die – deutlich größeren – Küstenstädte des Nordens, Calvi und L’ÎleRousse, laden zum Bummeln ein. In Calvi beeindruckt die trutzige Zitadelle aus der Zeit der Genueser. Angeblich erblickte hier Amerika-Entdecker Christoph Kolumbus das Licht der Welt. Rosig im wahrsten Sinn des Wortes präsentiert sich L’Île-Rousse: Das adrette Städtchen verdankt seinen Namen dem vorgelagerten Inselchen aus rotem Granitgestein.

Nicht nur Romantiker zieht es in den Abendstunden auf den Verbindungsdamm, von dem man den schönsten Sonnenuntergang Korsikas bewundern kann. Osolemirnix in „Asterix auf Korsika“ schreibt völlig zu Recht: „Ach meine Freunde, c’est la Corse – die Île de Beauté!“ Die Insel der Schönheit!