Tests
Toyota Yaris Cross 1,5 Hybrid AWD
Klein, schlank und sparsam anstatt größer, stärker, schwerer. Nicht alles, was sich SUV nennt, macht bei diesem Wettlauf mit. Der Toyota Yaris Cross ist ein gutes Beispiel für ein vernünftiges und sozialverträgliches Set-up: Geräumig, aber nicht zu groß und mit e«zientem Hybridantrieb. Das ist das Resümee unserer Sechs-MonatsBeziehung. Die höher gelegte Version des Yaris hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem Normal-Yaris: Platz! 24 cm Längenwachstum (4,18 m) heben die Cross-Variante schon deutlich von einem klassischen Kleinwagen ab.
Damit ist er natürlich noch kein Erste-Wahl-Familienauto, einen ZweiPersonen-Haushalt kann der Yaris Cross im Alltag aber locker stemmen. Für den Großeinkauf lassen sich bei Bedarf die Rückenlehnen umklappen (60:40), was über 1000 Liter Stauraum bringt. Auch die Fahrrad-Mitnahme bei umgeklappten Rücksitzen ist möglich. In den drei höchsten Ausstattungen (ab Adventure) findet sich sogar eine praktische 40:20:40-Rückbank. Apropos Fond: Hier ist nur bedingt Platz – zumindest für Großgewachsene. Wer Passagiere Marke Basketballer hinten mitnehmen will, sollte mit dem Vordersitz besser Richtung Lenkrad wandern, sonst wird es eng. Dafür sind die Sitze sowohl vorne als auch hinten erstaunlich straff und durchaus langstreckentauglich.
Wobei Langstrecke und Autobahn nicht unbedingt zu den Paradedisziplinen des Toyota zählen, in Stadt und Umland fühlt er sich deutlich wohler. Dort erfreut man sich am agilen Handling, an den überschaubaren Abmessungen und am spontanen Antritt des feinen HybridMotors.
Ausgereift und effizient – so könnte man Toyotas Hybridantrieb kurz und knapp charakterisieren. Ein 1,5-l-Dreizylinder mit 92 PS arbeitet in Kombination mit einem 80-PS-Elektromotor an der Vorderachse – ergibt 116 PS Systemleistung (Anm. das aktuelle Modell-Update des Yaris Cross bringt es auf 130 PS, mehr dazu auf Seite 12). Die Allradversion verfügt zusätzlich über einen kleinen E-Motor an der Hinterachse (siehe oben rechts) und unterstützt im Alltag eher unau®ällig und beim Anfahren. Bei starken Sprints aus dem Stand erntet man dennoch etwas unruhige Vorderräder.
Die gebotene Leistung ist – wenn man nicht gerade vollgepackt auf der Autobahn fährt – grundsolide und ausreichend. Innerorts ist der Hybridantrieb ein echter Hit und ein Komfortplus. Man gleitet meist lautlos und ohne Schaltunterbrechung (stufenloses CVTGetriebe), daran haben wir uns in den vergangenen Monaten sehr gewöhnt. Beim Anfahren übernimmt der E-Motor auf den ersten Metern; mit sanftem Ruckeln meldet sich bald auch der Dreizylinder schnurrend zu Wort, bei forschem Beschleunigen aber umso hörbarer. Sanftes Dahinrollen geschieht kurzzeitig immer wieder elektrisch, was am Ende Sprit spart: Ein Fünfer vor dem Komma ist locker drin, am Ende unseres Dauereinsatzes zeigte der Bordcomputer ehrliche 5,2 Liter – Chapeau! Und das mit der von uns gefahrenen AllradVersion, die 125 kg zusätzlich auf die Waage bringt.
Sonst? Das Cockpit ist nicht unbedingt ein Designerstück, punkto Bedienung aber schwer in Ordnung. Dazu genießt man modernste Konnektivität per kabellosen Apple CarPlay oder AndroidAuto sowie ein neues, größeres Infotainment-Display. Auch mit Assistenten geizt der Yaris Cross nicht: Ab der Basis gibt es einen Notbremsassistenten mit Fußgänger- und Radfahrererkennung, Spurwechselwarner, automatisches Fernlicht, adaptiven Tempomat und Verkehrszeichenerkennung.
Fazit: Der Toyota Yaris Cross zeigte sich als problemloses und ausgereiftes Klein-SUV mit hohem Nutzwert. Als Hybrid angenehm und sparsam zu fahren und dank Allrad auch noch traktionsstark. Die hier gebotene Technik hat aber ihren Preis.
-ME
Offroad: So kraxelt der Yaris Cross
Allrad-Check. 4WD-Antrieb, 170 mm Bodenfreiheit, kurze Überhänge, dazu Trailund Snow-Mode sowie Bergabfahr-Hilfe. Wer solcherlei Zutaten auflistet, will auch abseits befestigter Straßen überzeugen können. Seis drum – auch wenn sich SUVs mehrheitlich nicht im Gelände tummeln. Wir wollten ausloten, was der Yaris Cross AWD genau dort draufhat. In einem privaten Offroad-Gelände in Niederösterreich durfte der Toyota deshalb einmal seine Künste abseits befestigter Straßen unter Beweis stellen. Schon die Zufahrt ins Test-Areal ist herausfordernd. Bereits am Zufahrtsweg – ein immer steiler werdender Forstweg – wäre ein 2WD-Fahrzeug chancenlos. Überraschung: Die Hinterräder (elektrisch!) unterstützen den Yaris Cross unaufgeregt und äußerst souverän. Der zusätzliche E-Motor hinten mobilisiert bei Bedarf bis zu 3,9 kW, eine mechanische Verbindung zwischen den Achsen gibt es nicht.
HÄRTETEST. Der Toyota Yaris Cross AWD zeigt Offroad eine eindrucksvolle Vorstellung – bis sein Allrad-System überhitzte ...
Erstaunlich kompetent. Tapfer krabbelt der Yaris Cross hinauf, auch ein Verdienst der montierten Winterreifen. Der Untergrund wird gröber und steiniger, der Toyota kämpft spürbar mit der Steilheit. Aber selbst kleine Verschränkungen werden nicht zum Showstopper. Respekt! Auch seine luftige Bodenfreiheit und die knappen Überhänge kommen dem Yaris Cross hier zugute. Plötzlich Stillstand – trotz Gasgebens. Wir hängen an einer Steilstufe. Die Vorderräder drehen durch, die Hinterachse steht still. Das Info-Display meldet „AWD-System überhitzt“ (kleines Bild Mitte). Das war wohl auf Dauer zu viel für den hinteren E-Motor. Wir müssen kurz warten, bis das System abkühlt. An sich kein Problem! Nach wenigen Minuten Cool-down ist der Yaris Cross wieder einsatzbereit und weiter geht es. Oben angekommen, genießen wir bei einer kleinen Jagdhütte kurz die Aussicht. Schlussendlich geht es wieder talwärts – mittels Bergabfahrhilfe. Souverän wie ein echter Offroader kriecht er mit gezieltem Bremseneingriff kontrollierbar und sicher hangabwärts zurück in die „Zivilisation“.
Resümee: Beachtlich, was der Allrad-Yaris Cross abseits der Straßen abliefert. Er ist natürlich nicht ausgelegt für harten Offroad-Einsatz, ist auf unbefestigten Wegen aber überraschend kompetent und abenteuerlustig unterwegs – und dies ist für die meisten Situationen im Alltag mehr als ausreichend.
Toyota Yaris Cross 4WD - EUR 33.190,–
Motor: | R3, Hybrid-Benziner, 1490 ccm |
Leistung Benzinmotor: | 85 kW/116 PS |
Drehmoment Verbr./E-Motor: | 85 kW/116 PS |
Antrieb: | stufenloses CVT-Getriebe, Allradantrieb |
L/B/H: | 4180/1765/1595 mm |
Eigen-/Gesamtgewicht: | 1360/1775 kg |
CO2-Emission: | 115 g/km |
Testverbrauch: | 5,2 l/100 km |
MVEG-Verbrauch komb.: | 5,1 l/100 km |
Anhängelast ungebr./gebr.: | 750/550 kg |
0–100 km/h; Spitze: | 11,8 s; 170 km/h |
Kofferraumvolumen: | 320–1020 Liter |
ARBÖ-Fazit:
Plus: Handlich, schick, geräumig, angenehmes Fahrgefühl, sparsam, gut ausgestattet, schlüssige Bedienung, hohe Technikkompetenz. Minus: Bei hoher Last lauter Motor, hoher Preis, schwaches Innenlicht und nur vorne.