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Sicher im Sattel

Motorrad. Wie gut können Sie im Notfall wirklich bremsen? Bei einem Warm-upTraining im ARBÖ-Fahrsicherheits-Zentrum können Sie Ihre Motorrad-Skills trainieren und verbessern – beste Voraussetzung für einen sicheren Saisonstart!

Die Motorradsaison 2024 steht in den Startlöchern. Wer gut vorbereitet am Bike unterwegs sein will, sollte sich einmal auf ein Warm-up-Training in einem ARBÖ-Fahrsicherheits-Zentrum einlassen. Wir sprachen mit ARBÖ-Chefinstruktor Daniel Lindinger über die Wichtigkeit und den Ablauf solcher Trainings.

 

„In einer Notsituation geht es um Zehntelsekunden, die entscheiden.“

Daniel Lindinger, ARBÖ-Chefinstruktor

Freie Fahrt: Warum sollte man überhaupt ein Warm-up-Training machen?

Daniel Lindinger: Nach der Winterpause sind die Automatismen etwas eingerostet, deshalb ist man anfangs nicht so frisch und sicher am Motorrad unterwegs, wie gewohnt. Und ganz wichtig: Dass es nach der Winterpause nicht so weitergeht, wie es im vorigen Sommer war. Auch darf man nicht vergessen: Das Motorrad war eingewintert, auch müssen die Reifen anfangs wieder angefahren werden, damit sie eine optimale Haftung aufbauen können. Nach dem Winter ist der Asphalt teilweise auch noch kalt und stellenweise verunreinigt. All diese Dinge sollte man berücksichtigen, wenn man im Frühling wieder gierig auf die erste Ausfahrt ist. Deshalb: Anfangs etwas zurückhalten und im Sinne der eigenen Sicherheit ein Warm-up-Training machen.


Wer sollte diese Trainings absolvieren?

Das Warm-up-Training richtet sich grundsätzlich an alle motorradfahrenden Personen, egal ob Wiedereinsteiger, oder routinierter Motorradfahrer – trainiert kann nicht genug werden. Gerade in einer Notsituation, wenn es auf das richtige Bremsen oder Ausweichen ankommt, geht es um Zehntelsekunden, die im Ernstfall entscheidend sind. Deshalb sollte man sich selbst kritisch beobachten und entsprechend trainieren und üben.


Was wird bei diesen Warm-upKursen gelernt und trainiert?

Das Warm-up-Training beginnt mit einer kurzen und knackigen Theorie, es ist ja auch ein „Fahr“- und kein „Sprech“-Sicherheitstraining. Danach heißt es bei uns im Kurs: Fahren, fahren, fahren. Wir versuchen hier möglichst viel mit dem Motorrad zu arbeiten und nicht unnötig Zeit mit Gesprächen zu verbringen. Sehr großen Wert legen wir bei unseren Übungen auf den Richtungsblick – das Um und Auf beim Motorradfahren. Dort wo ich hinschau, dort fahr ich auch hin. Wir haben in unseren Kursen leider immer wieder feststellen müssen, dass mehr als die Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen „Blickfehler“ haben bzw. der Blick nicht dort ist, wo er hinsollte.

Ein weiterer wichtiger Punkt betri£t die Fahrzeugbedienung. Wie verwende ich die Bremse, wie gebe ich richtig Gas, wie kupple ich. Und auch die richtige Linienführung in der Kurve ist Thema. All das wird im Warm-up-Training thematisiert und besprochen.


Womit haben die Kursteilnehmenden in der Praxis die größten Probleme?

Die entscheidendste Übung, die sicherheitsrelevant ist und wo am meisten Luft nach oben ist, ist das Bremsen. Im Alltag macht man ja grundsätzlich keine Notbremsungen. Die letzte Notbremsung mit dem Motorrad ist meist schon länger her oder hat noch nie stattgefunden. Viele Motorräder besitzen auch schon eine Vielzahl an Assistenzsystemen wie etwa ABS, TraktionsWheelie- oder Launch-Kontrolle. Alles das können wir bei uns im ARBÖ-Fahrsicherheits-Zentrum besprechen bzw. üben und trainieren. Eine richtige Notbremsung mit progressivem Druckaufbau auf der Vorderradbremse, damit auch eine dynamische Lastverlagerung und eine optimale Verzögerung stattfinden können: Das ist die Übung mit dem größten Potenzial.


Woran erkenne ich beim Motorradfahren, dass ich ein Training brauche?

Wenn ich beispielsweise beim Kurvenausgang häufig an die Randlinie oder in den Gegenverkehr komme, dann habe ich ein Problem mit dem Richtungsblick oder der Linienwahl. Wenn ich öfters auf prekäre Situationen stoße, wo es sich gerade noch einmal knapp ausgegan gen ist, dann sollte man sich selbst überdenken und die Frage stellen, ob nicht ein Training zur Erhöhung der eigenen Sicherheit zielführend wäre.


Siehst du eine spezielle Risikogruppe unter den Motorradfahrenden?

Laut Statistik passieren die meisten tragischen Unfälle nach zirka drei Jahren Fahrpraxis. Dann habe ich das Gefühl, ich kann Motorradfahren, habe alles im Gri£ und es kann nichts passieren. Und genau dann passiert es aber. Das gilt übrigens für den frischen Führerscheinbesitzer genauso wie für den Wiedereinsteiger, der mit 18 den Führerschein gemacht hat, nie gefahren ist und mit 40 wieder beginnt und der Meinung ist, jetzt passt alles.

Motorradfahren ist grundsätzlich ein tolles Hobby, das unsere Freizeit schöner und interessanter gestalten soll, aber ein Risiko sollte es nicht unbedingt darstellen.
 

 

Warm-up-Kurs im Detail


Besonders nach der Winterpause ist es kein Zeichen von Schwäche, wenn man seine eingerosteten Reflexe bei einem Warm-up-Training in einem ARBÖ-Fahrsicherheits-Zentrum wieder auf Vordermann bringt. Dabei werden unter Anleitung von unseren Profis die richtigen Blick-, Brems- und Ausweichtechniken trainiert und man wird fit für die bevorstehende Motorrad-Saison gemacht.

● Die Kursinhalte: Theoretische Einführung, Slalom und Handlingübungen, Stabilisationsübungen, Unfallnotbremssimulation, Kurventechnik, persönliches Coaching in Kleingruppen sowie Feedback und Schlussbesprechung mit Urkundenübergabe.

● Kursdauer: 1/2 Tag (vier Einheiten á 50 Minuten).

● Kosten: € 125,– für ARBÖ-Mitglieder; € 160,– für Nicht-Mitglieder.

● Weitere Motorrad-Kurse beim ARBÖ: Neben dem Warm-up-Training bietet der ARBÖ in seinen Fahrsicherheits-Zentren (siehe Kasten) auch Mehrphasen-Trainings, Perfektionsfahrten für die Motorradklassen A1, A2 oder A sowie 125erKurse (Code 111) an.


Nähere Infos, Termine und Buchungen:

www.ich-fahr-sicher.at