Reisen und Freizeit

Die ganze Welt im Kleinformat

Kanarische Inseln, Spanien. Neun Eilande – neun Welten: Der kanarische Archipel präsentiert sich ganzjährig als vielfältiges Urlaubsparadies. Badenixen, Wellenreiter, Wanderer und Familien finden alles – von Mondlandschaften bis Sahara-Dünen.

Teneriffa ist mit Abstand der steilste Zahn: Auf der größten Kanareninsel ragt der Zack des Teide 3718 Meter hoch aus dem Meer. Rund um diesen höchsten Berg Spaniens erstreckt sich schroff und bizarr der vulkanisch geprägte „Parque Nacional del Teide“ (UNESCO Weltnaturerbe). Diese Mondlandschaft diente wiederholt als Kulisse von Science-Fiction-Filmen, etwa „Planet der Affen“ oder „Krieg der Sterne“ und ist ein spektakuläres Ziel für Wander- und Naturfreunde. Höhepunkt im wahrsten Sinn ist natürlich der Teide. Am einfachsten gelingt die Besteigung mithilfe der Seilbahn: Sie schwebt auf 3500 Metern Höhe, von der Bergstation ist es dann nur mehr ein kurzer, unvergesslicher Fußmarsch auf den „Fuji der Kanaren“. Der Gipfelsturm ist allerdings nur mit spezieller Erlaubnis möglich, das Permit muss frühzeitig besorgt werden.

Die 2034 m2 kleine Insel (das entspricht der Hälfte des Burgenlandes) ist ein senkrecht aufgestellter Kontinent in Miniatur – mit kaum vorstellbarer landschaftlicher, klimatischer und botanischer Vielfalt. Im karg-trockenen Süden tobt der Massentourismus an ausgedehnten Sandstränden mit ganzjähriger Sonnengarantie. Der Rest der Insel hingegen gibt sich ruhig und grün – und auch niederschlagsreicher. Doch das Klima ist ganzjährig höchst angenehm. Je nach Höhenlage variiert die Vegetation: In den untersten Etagen herrschen fruchtbare Täler, subtropische Pflanzen und Bananenplantagen. Ab 800 Meter dominieren nebelverhangene Heideund Lorbeerwälder, ab 1000 Meter laden Kiefernwälder wie der Esperanza Wald (Parque Natural de la Corona Forestal) zu Wanderungen in kühler Höhenluft ein.

Die knappe Hälfte der Inselfläche Teneriffas steht unter Naturschutz, über 1000 Kilometer Wanderwege warten auf Outdoor-Enthusiasten. Einzigartig ist der Anaga Naturpark mit seinem Lorbeerwald, einem Relikt aus dem Tertiär. Weitere einzigartige Überbleibsel aus der Urzeit sind knorrige Drachenbäume, rosablühende Natternköpfe oder violette Teideveilchen.

Ausflug zu den Nachbarinseln. Per Highspeed-Fähre gelangen Inselhüpfer in nur rund eineinhalb Stunden von Teneriffa nach Gran Canaria. Auch hier gibt es auf engstem Raum vielfältige Landschaftsformen: Berge (allerdings „nur“ 1743 Meter hoch), tiefe Täler, fruchtbare und wüstenartige Gebiete, weite Sandstrände, hohe Dünen. Dazu eine Vegetation, die Pflanzen aus Europa, Amerika und Afrika vereint. Auch hier dominiert im Süden der Tourismus, die berühmten Ferienorte Maspalomas, Playa del Inglés, San Agustin und Meloneras sind ein gigantisches Badeparadies mit 350 Sonnentagen pro Jahr. Am faszinierendsten ist der flach abfallende Sandstrand von Maspalomas, gleich dahinter rollen gewaltige, schier endlose Dünen.

Die Inselhauptstadt Las Palmas de Gran Canaria (bitte nicht mit der kleinen Kanareninsel namens La Palma verwechseln!) gefällt mit einer schönen Altstadt und ist Zentrum des Nachtlebens. Ruhiger ist es im Landesinneren und im grünen, wilden Norden mit tiefen Schluchten, duftenden Kiefernwäldern, fruchtbaren Tälern, abgelegenen Dörfern und (auch hier) verwunschenen Lorbeerwäldern.

Teneriffa geografisch am nächsten ist die kleine, vergleichsweise ruhige Insel La Gomera (370 m2). Hier herrscht Natur pur – von der allerschönsten Seite: bizarre Landschaften, einsame, kleine Buchten mit schwarzem Sand und Steilklippen. Der Einfluss der Vulkane ist allgegenwärtig. La Gomera ist das charmante Revier der Wanderer.

Lava und Sahara-Sand. Lanzarote ist ein Universum der Lava, des Vulkanismus und der traditionellen Architektur. Der Künstler César Manrique drückte der nördlichsten Insel des Archipels seinen Stempel auf. Dem umtriebigen Visionär und Grünbewegtem gelang es, das natürliche, unverfälschte Erscheinungsbild zu bewahren. Sein Traum war die perfekte Einheit von Natur und Architektur, er ließ nur traditionelle weiße Häuser zu und kein Gebäude durfte höher als eine Palme (etwa zwei Stockwerke) sein. So blieb die Insel vor großen Bausünden sowie Werbeplakaten verschont. Wild, ungeschönt und mit voller Urgewalt gibt sich der Nationalpark Timanfaya mit seinen Feuerbergen und Geysiren. Auf fruchtbaren vulkanischen Böden gedeihen – sehr aufwendig bodennah in Steinkreisen kultiviert, exzellente Weine.

Auf Fuerteventura dominieren Wind und Wellen. Die Insel gibt sich spröde, überall graubraune Wüste und Geröllhalden. Doch dahinter funkelt das türkisblaue Meer – und hier ist alles gut. Fuerteventura hat feinste, hellgelbe Sandstrände ohne Ende. Angeblich setzt sich hier die (nur 100 Kilometer entfernte) Sahara fort. Die Dünen gehen nahtlos in Meereswellen über. Wörtlich übersetzt bedeutet Fuerteventura „starker Wind“: Der Passat bläst tagein tagaus und macht in Kombination mit den Wellen die Insel zu einem Hotspot für Surfer und Wellenreiter. Unter Wasser finden Taucher spannende Höhlensysteme.

-CJB