Tests
Intensivtest: Skoda Kamiq

Das kleinste Skoda-SUV bietet erstaunlich viel Auto und ein überraschend erwachsenes Set-up – inklusive Feel-Good-Musik.
Er ist ja eigentlich ein ganz ein Fescher. Elegant gezeichnet mit modernen SUV-Details, größenmäßig nicht zu ausladend, andererseits aber auch nicht zu klein und knapp. „Kamiq“ nennen das die nordkanadischen Inuit in ihrer Sprache. Was so viel bedeutet wie „perfekt passend“. Kamiq nennt sich auch das kleinste SUV-Modell aus dem Hause Skoda. Und wie perfekt er wirklich passt, wollen wir bei unserem sechsmonatigen Intensivtest herausfinden.
Der kleine Tscheche ist unterhalb von Kodiaq und Karoq angesiedelt und baut auf derselben Plattform wie seine Konzernbrüder Seat Arona und VW T-Cross. Mit dem Unterschied, dass er Skoda-like wieder eine Spur größer daherkommt. In Zahlen sind das gut zehn Zentimeter in der Länge, die man vor allem im Inneren spürt. Da finden selbst Langbeinige im Fond genug Platz. Sehr angetan sind wir vom Innen-Ambiente: Verarbeitung und Materialien sind schon Richtung Premium angerichtet. Zentrale Erlebniswelt im Kamiq ist der mittige Touchscreen (im Testauto ist das optionale Amundsen-System verbaut), der mit wenigen Ausnahmen für so ziemlich alles an Bord zuständig ist: Audio, Telefon, Navi, Fahrzeugfunktionen und noch viel mehr werden per Fingertip gesteuert. Und da sind wir auch schon beim einzig wirklichen Kritikpunkt: Denn dieses System arbeitet trotz zwei erfolgter Updates nicht ganz fehlerfrei. Die Bedienung erfolgt zwar schlüssig, aber teilweise umständlich. Wer beispielsweise die Gebläsestufe ändern will, muss zuvor die „Menü“-Taste drücken, um anschließend im Klimamodus am Display die Einstellungen vornehmen zu können. Lediglich die Temperatur kann direkt per Drehrad gewählt werden.
Amüsant beim Musikstreaming: Statt nach jedem Neustart des Autos den gerade gespielten Song an beendeter Stelle fortzusetzen, beginnt der Kamiq jedes Mal von Neuem, die SmartphoneInterpretenliste von A wie Anfang durchzuträllern. In unserem Fall stets beginnend mit Albert Hammonds aufmunterndem „It Never Rains in Southern California“ – angesichts des kalttrüben Nebelwetters in Ostösterreich sicher gut gemeint, aber doppelt schmerzvoll ...
Fahrspaß. Umso mehr Freude macht der Kamiq beim Fahren. Garniert mit der 150-PS-Topmotorisierung, 7-GangDSG und feinen Sportsitzen (optional) bietet das kleine SUV beste Zutaten für freudvolles Vorankommen. Beim Anfahren sollte der Gasfuß sachte gesetzt werden, sonst sind die Antriebsräder mit der plötzlich einsetzenden Kraft etwas überfordert. Der Turbo-Vierzylinder arbeitet kultiviert und zeigt sich dank Zylinderabschaltung (beim Dahincruisen werden zwei der vier Häferl kurz ausgeknipst) auch sparsam: 6,4 Liter. Fahrerisch verwöhnt der Kamiq mit sehr präzisem und agilem Fahrgefühl und Top-Fahrwerk, das sogar sportliche Straffheit bietet.
Der Kofferraum schluckt 400 Liter, damit ist man in dieser Klasse zwar gut aufgestellt, er könnte aber einen Deut mehr vertragen. Praktisch dabei die optionale Gummi-/Textil-Wendematte, die das Innere vor Verschmutzung schützt.
Verwöhnen kann auch die StyleAusstattung unseres Testwagens, die komfort- und sicherheitstechnisch alle Stückerln spielt. Serienmäßig mit dabei sind auch die Simply-Clever-Goodies wie Regenschirmfach in der Fahrertür, Eiskratzer in der Tankklappe und ausklappbarer Einfülltrichter fürs Scheibenwasser.
Wer will, kann seinen Kamiq jedenfalls ordentlich hochrüsten, die Optionslisten sind umfangreich und haben ihren Preis. So startet die Top-Motorisierung bei € 26.180,– (Ambition), die Version Style kommt auf € 27.800,–. Das ist schon ordentlich, da sind die Dreizylinder mit 95 bzw. 110 PS rund 6000 Euro günstiger. Dafür kann man auf der Habenseite ein wertiges Klein-SUV mit echt erwachsenem Fahrgefühl verbuchen.
Skoda Kamiq 2.0 TSI - EUR 26.180,–
Motor: | R4, 16V, Turbobenziner, 1498 ccm |
Systemleistung: | 110 kW/150 PS |
Drehmoment: | 250 Nm 1500–3500/min |
Antrieb: | 7-Gang-DSG, Frontantrieb |
L/B/H: | 4241/1793/1533 mm |
Eigen-/Gesamtgewicht: | 1277/1796 kg |
Kofferraum: | 400–1395 l |
0–100 km/h; Spitze: | 8,4 s; 212 km/h |
Anhängelast ungebr./gebr.: | 630/1250 kg |
Testverbrauch: | 6,5 l/100 km |
MVEG-Verbrauch komb.: | 6,0 l/100 km |
CO2-Emission: | 135 g/km |
ARBÖ-Fazit:
Plus: Agil, handlich, top Fahrgefühl, tolle Verarbeitung, kräftiger Motor.
Minus: Teilweise umständliche Bedienung, Kofferraum könnte größer sein, kein Allradantrieb.