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Autokauf - Quo vadis?

Wachsende Unsicherheit beim Kunden und strenge Flottenlimits stellen die Branche vor Herausforderungen.

 

Die Branche steht in den kommenden Jahren vor großen Herausforderungen.

Wer jetzt den Kauf eines neuen Autos plant, wird mit Fragen konfrontiert, die man früher nicht in Betracht ziehen musste. In Zeiten von Klimawandel und Mobilitätswende durchleben wir gerade einen der größten Umbrüche in der Geschichte der Mobilität.

Früher war das leichter: Benzin oder Diesel war die einfache Frage. Die brennenden Themen im immer komplexer werdenden Umfeld heißen heute EMobilität, Effizienz und Fahrprofil auf der einen, Flottenverbrauch, neue NoVA, Förderungen und Fahrverbote auf der anderen Seite. Gratulation, wer hier den Durchblick behält.

Rückläufig. Das alles verunsichert mögliche Kunden und sorgt natürlich für Kaufzurückhaltung. Und das spiegelt sich auch in den Zahlen des Vorjahres: Mit 329.363 neu zugelassenen Pkw schließt die Branche das vergangene Jahr mit einem Minus von 3,4 Prozent. Das ist zwar nicht die Welt, aber seit 2017 ein leichter, stetiger Rückgang.

Und auch das neue Jahr 2020 bringt für Hersteller und Händler besondere Herausforderungen. „Mit 2019 haben wir ein herausforderndes Jahr hinter uns und auch 2020 wird schwierig werden“, so Günther Kerle, Sprecher der österreichischen Automobilimporteure anlässlich der Eröffnung der Vienna Autoshow Mitte Jänner. Neben der geänderten NoVA-Berechnung (nun WLTP als Grundlage) wird heuer nämlich auch das von der EU verordnete Flottenziel von 95 g/km schlagend: Alle verkauften Modelle einer Marke dürfen unterm Strich nicht mehr als diese 95 Gramm pro Kilometer an CO2 emittieren. Wer darüber liegt, zahlt Strafe – nicht wenig.

Deshalb ist der Schwenk auf elektrifizierte Antriebe bzw. reine E-Fahrzeuge für die Hersteller beinahe Pflicht. Das Angebot an Hybridmodellen und EAutos wächst deshalb massiv.

Teure Technik. Die entscheidende Frage am Ende des Tages wird aber sein, ob die Kunden diesen Wandel mittragen werden. Das alternative Fahrzeugangebot wäre zwar langsam vorhanden. Es bleibt „nur“ noch das Problem, diese Fahrzeuge auch an die Kunden zu bringen. Denn Neufahrzeuge, besonders jene mit aufwendiger Hybridtechnik, kosten Geld, und auch bei Elektroautos ist die Zurückhaltung noch immer spürbar – besonders bei Privatkunden.

Zwar konnten E-Autos bei den Neuzulassungen 2019 um mehr als ein Drittel zulegen (+36,8 % auf 9242 Stück, die meisten davon in Wien), großteils laufen diese mit Firmenzulassung (80,9%), da hier kein Sachbezug anfällt. Neben geringer Reichweite – neue Modelle schneiden da allerdings schon besser ab – sind auch die mangelnden Lademöglichkeiten immer noch Kritikpunkte bei Skeptikern. Und so ging bei der Vienna Autoshow der Appell der Importeure in Richtung Regierung, hier rasch die nötigen Voraussetzungen zu schaffen.

Bei Hybridautos waren es vergangenes Jahr 16.500 Stück. Dem gegenüber stehen immer noch 126.311 Diesel- und 176.706 Benzinmodelle. 2019 wurden um vier Prozent weniger Benziner (Anteil 53,7 %) und 9,8 % weniger DieselPkw (Anteil 38,4 %) neu zugelassen als noch 2018. Der Anteil alternativ betriebener Pkw (Elektro, Hybrid, Wasserstoff, Erdgas) war 2019 aber in Summe mit 26.346 Stück (Anteil 8 %) relativ gering.

Der derzeit stattfindende Wandel bringt auch negative Auswirkungen: „Eine Studie bestätigt, dass in der heimischen Autowirtschaft in den vergangenen fünf Jahren über 140.000 Arbeitsplätze verloren gegangen sind. Es besteht die Gefahr, dass sich dieser negative Trend fortsetzt“, warnt Kerle. Jüngstes Beispiel ist das Opel-Werk in WienAspern.

Klar ist aber: Das Interesse an EAutos steigt und der Weg in Richtung Ende des Verbrennermotors scheint vorgegeben. Wie und bis wann dieser Wandel aber schlussendlich auch praktisch vollzogen sein wird, bleibt offen. Und bis dahin werden uns Benziner und Diesel wohl noch begleiten – künftig in noch sauberer Form und dann vielleicht auch mit CO2-neutralen synthetischen Kraftstoffen, was auch neue Chancen für unser Klima bringen könnte ...


Benzin, Diesel, Hybrid, Elektro? Antriebsarten im Kurz-Check

Sie wollen ein neues Auto kaufen, wissen aber nicht so recht welches? In letzter Zeit fällt diese Entscheidung nicht mehr so leicht. Das Anriebsangebot war noch nie so vielseitig wie heute. Neben persönlichen Vorlieben wie Verbrauch, Kosten, Fahrspaß und Umwelt hängt diese Entscheidung auch vom Fahrprofil und auch vom Budget ab.
Was passt für wen am besten? Für jedes Nutzungsprofil gibt es meist eine passende Antriebsart. Aber egal ob Hybrid, Plug-in-Hybrid, Erdgas oder Elektro – jedes Konzept hat Vor- und Nachteile.

● Benziner – der Klassiker.
Vorteil: Geringere Anschaffungskosten als ein Diesel. Auch bei tiefwinterlichen Temperaturen startet und funktioniert ein Benziner  im Vergleich zum Diesel meist sorgloser. Moderne Dieselaggregate sind zwar verbrauchsärmer (weniger CO2) als Benziner, aber dank moderner Einspritztechnik und Downsizing-Technologie wurden auch Benzinmotoren effizienter. Meist sorgt eine Turbounterstützung für Durchzugssteigerung, was einem dieselähnlichen Fahrgefühl nahekommt. Zudem emittieren Benziner weniger Stickoxide (NOx) als ein moderner Diesel. Direkteinspritzende Benziner neigen aber auch zu erhöhter Rußbildung, hier denkt man über den Einbau spezieller Rußfilter nach.

● Diesel – der Sparsame.
Dieselmotoren sind verbrauchsärmer als Benzinfahrzeuge – je größer und leistungsstärker das Auto, desto größer auch der Verbrauchsvorteil. Selbst bei flotten Autobahnfahrten sind drehmomentstarke Dieselmotoren nicht so durstig wie ein Benziner. Aber: Grundsätzlich bläst ein Dieselmotor auch mehr Ruß und Stickoxide als ein Benziner aus – der Hauptgrund für den Dieselskandel und das Diesel-Bashing. Aber dagegen gibt es aufwendige Technik zur Abgasreinigung: Rußpartikelfilter, AdBlue-Einspritzung und Katalysator machen moderne Selbstzünder ziemlich sauber, kosten im Gegenzug aber teures Geld, was sich beim Kaufpreis niederschlägt, denn hier kommt der Diesel meist teurer weg als sein VerbrennerBruder. Dafür genießen Dieselfahrer an der Tankstelle noch einen kleinen Steuervorteil, der sicher auch nicht ewig währt. Auch könnten Fahrverbote für ältere Diesel-Pkw (in einigen deutschen Städten bereits Realität) künftig wieder in Diskussion kommen. Tipp: beim Kauf eines Diesels besser die Abgasnorm Euro 6d/6d-TEMP wählen.

● Hybrid – zwei Welten.
Hybridautos kombinieren Verbrennungs- und Elektromotor für mehr Effizienz. Dabei lädt sich die Batterie beim Bremsen oder GasWegnehmen auf (Rekuperation). Dieser gewonnene Strom unterstützt den Verbrennermotor beim Antrieb. Vorteil: deutliches Sparpotenzial im Stadtverkehr (im Vergleich zu einem Benziner bis zu 15 Prozent geringerer Verbrauch sowie geringerer CO2-Ausstoß), ausgereifte Technik, einfach in der Handhabung, jedoch weniger Verbrauchsvorteil bei Autobahnfahrten. Man unterscheidet zwischen Mildhybrid (der rekuperierte Strom hilft dem Verbrennermotor bei kurzen Zwischenboosts (Anfahren, Beschleunigen) und stützt die elektrischen Verbraucher an Bord), Vollhybrid (kann einige Kilometer auch rein elektrisch fahren) und der Plug-in-Hybrid. Dieser besitzt eine größere Batterie, die zusätzlich an der Steckdose geladen werden kann, womit er auch rein elektrisch (bis zu ca. 60 km) fahren kann.

● Elektro – der Lautlose.
Rein batterieelektrische Fahrzeuge (BEV, Battery Electric Vehicle) fahren ausschließlich mit Strom, d. h. emissionslos und sind so perfekt für Stadt und Speckgürtel. Je nach Modell sind in der Praxis Reichweiten bis zu 400 km realisierbar. Für Langstrecke und Vielfahrer nur bedingt zu empfehlen, da Ladezeiten und Lademöglichkeiten nicht immer genau planbar sind. Die Anschaffung ist – trotz Förderungen – vergleichsweise noch teuer. Wer zu Hause laden kann, erspart sich Geld. Vorteil: umweltfreundlich (bei Strom aus erneuerbarer Energie), geringe Unterhaltskosten, perfekt für Kurzstrecken und planbare Wege. Nachteil: höhere Anschaffungskosten, Ladeprozedere kann mühsam sein.

● Auch Wasserstoffautos fahren mit Strom, der hier mittels einer Brennstoffzelle aus getanktem Wasserstoff gewonnen wird. Vorteil: kurze Tankzeit. Nachteil: kaum Tankstellennetz, hohe Anschaffungskosten, sehr wenige Modelle.

● Erdgas – der Unterschätzte.
CNGAutos sind sauberer als Verbrenner (ca. 25 % weniger CO2 und 95 % weniger NOx). Vorteil: niedrige Betriebskosten, steuerlich begünstigt. Nachteil: geringe Modellvielfalt, dünnes Tankstellennetz (nur rund 150 Tankstellen in Österreich).