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Die Kraft alternativer Kraftstoffe

Biodiesel. Experten zeigen auf, welchen positiven Umwelteffekt der Einsatz von alternativen Treibstoffen hätte.

Auf Initiative der Mobilitätsklubs ÖAMTC und ARBÖ haben Experten der Österreichischen Energieagentur den Zielpfad und die nachhaltigen Möglichkeiten durch den Einsatz alternativer Kraftstoffe präsentiert. Unterstützung kam von zahlreichen Institutionen wie zum Beispiel TU Wien, Agrana, Landwirtschaftskammer, Münzer Biodiesel und Industriellenvereinigung.

Der für den ARBÖ als Interessenvertretung wichtigste Aspekt ist, dass diese Maßnahme einerseits sozial verträglich ist und andererseits nahezu jeder Autolenker einen Beitrag zum CO2-Ausstoß und damit zum Umweltschutz leisten kann. In Österreich sind nämlich mehr als fünf Millionen Fahrzeuge zugelassen, mehr als die Hälfte sind älter als zehn Jahre.

„Von besonderer Bedeutung ist, dass diese Maßnahme sofort umsetzbar wäre, nahezu der gesamt Fahrzeugbestand mitgenommen wird und ohne lange Vorlaufzeit voll greifen würde”, sieht KommR. Mag. Gerald Kumnig einen weiteren wichtigen Vorteil dieser Maßnahme, die die CO2-Emissionen um bis zu 1,5 Millionen Tonnen pro Jahr reduzieren würde. Dies würde zur Einsparung von weiteren 5 bis 6,5 Pro zent CO2 im Jahr 2030 führen. Konkret wird vorgeschlagen, künftig keinen Diesel mehr ohne Bioanteil zu verkaufen, den Bioethanol-Anteil bei Benzin von 5 auf 10 Prozent zu erhöhen (E10), Anreize für die Reinverwendung von Biodiesel in geschlossenen Flotten zu schaffen, dem Diesel künftig einen geringen Anteil an palmölfreiem HVO (hydrierte Pflanzenöle) beizumengen, Forschung im Bereich der neuen alternativen Kraftstoffe zu fördern und den nationalen und europäischen Rechtsrahmen für deren vermehrten Einsatz zu öffnen.

Ein erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung wurde bereits gesetzt. Im Nationalen Energie- und Klimaplan ist die Erhöhung des Bioanteils als Maßnahme vorgesehen.

Der Plan fürs Klima

Der Nationale Energie- und Klimaplan (NEKP) zeigt auf, welcheMaßnahmen in Österreich gesetzt werden sollen, um die Klimaziele zu erreichen. Diesen haben Experten des Nachhaltigkeitsministeriums in Zusammenarbeit mit anderen Ministerien erstellt und er umfasst die Bereiche Verkehr, Gebäude, Energie und Landwirtschaft.
Beim Verkehr sollen die Rahmenbedingungen für Radfahrer, Fußgänger sowie für den öffentlichen Verkehr verbessert werden. Auch die Zukunft des motorisierten Individualverkehrs wird in dem mehr als 250 Seiten starken Bericht behandelt: Neben der Erhöhung der Beimengung von Biosprit im Treibstoff soll die Förderung von E-Autos fortgesetzt und mit steuerlichen Anreizen die Anschaffung von verbrauchsarmen Fahrzeugen attraktiver werden. Ziel ist, die Treibhausgasemissionen außerhalb des Emissionshandels bis 2030 um mindestens 36 Prozent zu reduzieren. Das entspricht einer Einsparung von etwa 14 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten gegenüber dem Ist-Stand.


„Volle Wirksamkeit bis 2030 plausibel”


Freie Fahrt: Welchen Beitrag können alternative Kraftstoffe zum Erreichen der Klimaziele leisten?
PETER TRAUPMANN: Die Treibhausgas-emissionen des Verkehrssystems in Österreich lagen 2017 bei über 23 Mio. Tonnen. Durch alternative Kraftstoffe wurden CO2-Emissionen in der Höhe von 1,55 Mio. Tonnen verhindert. Die realistisch und kurzfristig umsetzbaren Maßnahmen des Zielpfades können die Wirkung alternativer Kraftstoffe ohne negative Begleiterscheinungen um 75 bis 100 % erhöhen.

Wie schnell kann der Anteil an alternativen Kraftstoffen erhöht werden?
Einige rechtliche und technische Voraussetzungen, etwa die Umstellung der Kraftstoffproduktion, müssen erfüllt werden. Gewerbliche Fahrzeuge müssen höhere Beimischungsfreigaben haben. Wenn dies sofort angegangen wird, können schon im Laufe des Jahres 2020 erste Wirkungen sichtbar werden. Die volle Wirksamkeit bis 2030 ist plausibel.

Welche begleitenden Maßnahmen sind für Sie unumgänglich?
Entscheidend ist die Akzeptanz in der Bevölkerung, die Wissen um die Kraftstoffe des Zielpfades voraussetzt: Sie sind klimawirksam, fahrzeugverträglich, palmölfrei und keine Konkurrenz zu Nahrungsmitteln.
Unternehmen sind bei der Kraftstoffwahl preissensibel, sie benötigen Investitions- und Nutzungsanreize. Universitäre und angewandte Forschung zu „fortschrittlichen“ Kraftstoffen müssen gefördert werden.