Magazin

Autokauf: „Easy, aber knifflig”

Viele Wege führen zu einem fahrbaren Untersatz. Barkauf, Kredit oder Leasing, was wählen?

Nutzen. Gemeinsam. Nicht für sich kaufen. Eigentlich eine recht radikale Idee, ein Konzept des „Postwachstums“: die „Sharing Economy“, das Prinzip „Nutzen statt besitzen“. Und das Prinzip kennt man ja – ganz unkommerziell – aus jeder Familie. Jedoch ist diese hehre Idee in der Vergangenheit schon oft großartig gescheitert. So wie Studenten-WGs oft scheitern, wenn sich in der Küche das Geschirr in der Abwasch türmt. Ohne Preis und Wert, ohne transparente Regeln, ohne professionelles Management wird die Sache eben oft schwierig. Die Autoindustrie hat sich das alles aber ohnehin schon vor Jahrzehnten mit dem von ihr forcierten Leasing angeeignet und es laufend weiterentwickelt.

Finanzierung ist im Trend. Das Prinzip ist: Sofort nutzen, im Laufe der Jahre bezahlen. Der Ankauf von Neuwagen wird laut Branchenexperten zu zwei Dritteln finanziert, „das war immer so, und wird auch so bleiben“, sagt etwa Hannes Maurer, Vorstandsvorsitzender der Porsche Bank im Freie Fahrt-Gespräch. Zu dieser Finanzierung gehören aber das Ausleihen von der Oma genauso wie der klassische Konsumkredit der Hausbank, wie auch die vielen Angebote der Autohersteller und deren Töchter, wie es eben auch die Porsche Bank als Tochter von Porsche Austria ist (jenem Importeur, dessen ein Drittel der Neuzulassungen in Österreich ausmachen).

„Risiko liegt bei uns.” „Die Jungen interessieren sich mehr für den Gedanken „Nutzen statt besitzen“, nicht zuletzt auch, weil es ein Umweltund Klimaschutzargument gebe. „Neuere Autos sind umweltfreundlicher, das ist nun mal so.“ In Wahrheit sei aber der Hauptgrund, weswegen sich Menschen aller Altersklassen heute für Finanzierungen entscheiden, „weil wir ihnen die Sorge um den Restwert abnehmen und weil sie den Wagen alle zwei, drei Jahre tauschen können, und das bei voller Kostentransparenz. Dazu zwingen uns heute schon alleine die modernen Konsumentenschutzgesetze“, so Maurer. Operating Leasing nennt sich diese Finanzierungsform, und sie kommt aus dem Flottenmanagement. Man zahle bei dieser Leasingform – im Unterschied zur Restwert-Variante – ausschließlich für die „tatsächliche Nutzung des Fahrzeugs“, und zwar für eine feste monatliche Leasingrate. „Marktwert- und Verwertungsrisiko liegen dabei zu 100 Prozent bei uns“, sagt Maurer. Das gebe es zwar auch nicht gratis, die Gesamtkosten über die gesamte Vertragsdauer seien aber „ganz transparent im Vertrag ausgewiesen“. Den müsse man natürlich schon lesen, fügt er hinzu.

Auch die an sich „grüne Idee“ vom Porsche Bank beispielsweise arbeitet mit Kommunen oder Firmen zusammen, werden können. Andere Autofirmen arbeiten bereits an Abo-Modellen, wo man quasi Klubmitglied wird und sich unter der Woche einen Kombi, am Wochenende ein Cabrio und für den Urlaub einen SUV einer bestimmten Marke nehmen kann.

Drum prüfe, wer sich bindet. Gute Ideen und technische Voraussetzungen – siehe Ride-Sharing über Apps und ähnliche neue Modelle – gibt es gebügelt. Für die Konsumentenschützer bleiben die Themen hingegen seit Jahren gleich. „Leasing klingt easy, ist aber knifflig. Der Hauptbeschwerdepunkt ist die vorzeitige Vertragsauflösung“, sagt Christian Prantner von der Arbeiterkammer, „die von der Leasinggesellschaft angeführten Abrechnungswerte sind häufig nicht transparent oder nicht nachvollziehbar.“ Operating Leasing, also das reine Mietleasing ohne Kaufoption, „klingt hipp, aber gerade bei dieser Vertragskonstruktion kann die vorzeitige Auflösung eine teure Angelegenheit werden“. Denn es gebe „nicht jene Abrechnungsmodalitäten, die beim Finanzierungsleasing gesetzlich festgehalten sind“. Auch beim Restwertleasing gelte es aufzupassen: vor allem, wenn – um die Leasingrate zu drücken – der Restwert nach drei oder mehr Jahren der Vertragsdauer unrealistisch hoch angesetzt wird. Wenn nämlich der Restwert niedriger ausfällt als der Schätz- bzw. Marktwert, dann müsse der Leasingnehmer die Differenz zahlen – wenn er das Auto zurückstellt.

Warnung vor „Unfug und Betrug”. Die Arbeiterkammer warnt auch, bei Angeboten aus dem Internet aufzupassen: Neben Banken gebe es Nichtbanken, die Kredite vergeben, zum Beispiel Crowd-Lending-Plattformen, die Kredite von privat zu privat ermöglichen. Es gibt Banken aus dem EU-Ausland, die als Kreditgeber ebenso zur Verfügung stehen wie Leasinggesellschaften, die gerade im Wachstum seien. Konsumentenschützer Prantner: „Wir beobachten im Internet unseriöse Anbieter, die sich als Finanzsanierer anbieten, um bestehende Kredite zu optimieren – ein gutes Beispiel dafür, dass das Internet auch als ,Brandbeschleuniger‘ für Unfug und Betrug fungiert.“

Und was heißt das nun für alle, die vor der Entscheidung stehen: neues Auto, aber wie bezahlen? Gilt tatsächlich eigentlich der alte Spruch: „Nur Bares ist Wahres“? Die Antwort ist ein klares: Es kommt darauf an. Wer Bargeld hat, muss keine Zinsen zahlen. vorhanden ist. Man ist auch Besitzer des Wagens und muss sich um den Verkauf oder den Eintausch selbst kümmern, wenn es Zeit für etwas Neues sein sollte. Wer sich ein Auto sozusagen exklusiv mieten will und sich um Verkaufswerte oder Ähnliches nicht sorgen will, der ist sicher mit Operating Leasing gut bedient. Aber hier muss man genau schauen, was die Gesamtkosten und die fixe monatliche Belastung sind. Und ob man vorzeitig aus einer Bindung wieder herauskommen kann und wenn ja, zu welchen zusätzlichen Kosten. Die Angebotspalette an Möglichkeiten ist heute größer als je zuvor. Umso genauer sollte man sich über seinen eigenen Bedarf im Klaren sein. Tatsächlich umfassende Checklisten anlegen (was will ich, was brauche ich, was kann ich mir leisten) mag mühsam sein. Sinnvoll ist es allemal.