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Asia deluxe
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Bringen wir’s gleich auf den Punkt: Der Mazda 6e ist ein erfrischender Hingucker endlich eine Neuerscheinung, die nicht zur SUV-Gattung gehört. Ein nahtloser Anschluss an die 6er-Familie, nur mit der traurigen Gewissheit, dass es vom Elektriker keinen Kombi geben wird. Außerhalb Europas spielen Kombis keine Rolle, das geht sich für den Business-Case leider nicht aus. Immerhin tröstet der 6e mit eine großen Heckklappe (samt elektrischem Spoiler, hey!), hinter der sich gut nutzbarer Laderaum mit 466-1074 Liter Ladevolumen verbirgt. Zusätzlich gibt es noch einen 72 Liter fassenden Frunk, der deutlich mehr schluckt als das übliche Ladekabel.
Gewöhnungsbedürftig. Auch innen macht der neue Mazda was her. In der Takumi-Plus-Ausstattung gibt’s braunes Velours-Leder und weitere gediegen verarbeitete Materialien, das Interieur wirkt sehr edel und aufgeräumt. Für manche zu aufgeräumt, denn analoge Schalter finden sich kaum. Was dahinter steckt? Der 6e entspringt einer Kooperation von Mazda mit dem chinesischen Hersteller Changan, was man dem hübschen Wagen leider in der Bedienung anmerkt. So wird der Scheibenwischer etwa per Knopfdruck am Blinkerhebel aktiviert, die Stufe oder das Intervall jedoch am großen Touchscreen eingestellt. Lichtschalter? Fehlanzeige. Auch hier muss das Vertrauen in den Sensor oder die Touchscreenbedienung reichen. Äußerst gewöhnungsbedürftig, das.
Zwei Versionen. Zum Nachdenken animieren die beiden angebotenen Versionen. Der 6e leistet in der Standard-Version 190kW/258 PS, als Long Range 180kW/245 PS – ein Leistungssprung, den in der Praxis nur sensible Naturen feststellen werden. Der Normalo verfügt über einen Lithium-Eisenphosphat-Akku mit 68,8 kWh Speicher, der Long Range kommt mit seinem Nickel-Mangan-Kobalt-Akku auf 80 kWh, ein ebenso übersichtlicher Unterschied.
Groß ist der Unterschied bei der Ladeleistung: Der Normalo schafft an der DC-Säule 165 kW, der Long Range jedoch nur 90 kW – ein Wert, der aus der Zeit gefallen scheint. Warum Mazda sowas noch auf den Markt bringt, wird logisch beantwortet: in Skandinavien, wo jeder für die Vorwärmung seines Verbrenners eine simple Steckdose auf seinem Parkplatz vorfindet, spielt die Ladeleistung kaum eine Rolle, vielmehr dürfen hier die Autos akkuschonend am Stromnetz nuckeln. Hierzulande geht die Empfehlung klar zum Basismodell, zumal der Reichweitenvorteil des Long Range übersichtlich scheint: 479 km zu 552 km laut WLTP.
Bleibt das Fahren: Man hat erstaunlich viel Mazda in den Chinesen reingebracht. Das Handling ist alert, auch wenn die Lenkung gelegentlich synthetisch erscheint. Durch die Gewichtsverteilung von 47 Prozent vorne zu 53 Prozent hinten liegt der 6e sehr neutral, vom Heckantrieb lässt sich kaum etwas fühlen – die Elektronik sorgt selbst im Sportmodus für eine äußerst sanfte Drehmomententfaltung.
Was kostet der Spaß? Ab 43.475 Euro rollt der Standard-Range vom Hof, der Long Range belastet das Geldbörsel mit mindestens 45.075 Euro. Ein Aufpreis, den man besser in eine höhere Ausstattungslinie investiert, wie wir meinen.