Motornews
Der Pionier erfindet sich neu
Viele denken bei Elektro-Pionier an Tesla. Dabei war es der Nissan Leaf, der 2010 als eines der ersten Elektroautos in Großserie kam. Nach dem Auslaufen der zweiten Leaf-Generation im Jahre 2024 wurde es kurz still um die Elektro-Ikone. Nun meldet sich die dritte Auflage zurück, die im Frühjahr 2026 bei uns startet. FREIE FAHRT konnte den neuen Leaf bereits probefahren.
Die dritte Generation baut auf der bekannten CMF-EV-Allianz-Plattform, auf der auch Ariya oder Renault Megane stehen, produziert wird im britischen Sunderland.
Der Neue betritt deutlich moderner und gefälliger die Bühne und orientiert sich optisch ein wenig am großen Bruder Ariya: Ein glattflächiger Crossover mit Coupé-Look, dazu fließende Dachlinie, versenkbare Türgriffe, Zweifarben-Optik und markante 3D-Hologramm-Leuchten am Heck – sympathisch statt radikal!
Obwohl im Vergleich zum Vorgänger um 14 Zentimeter kürzer ausgefallen (4,35m), bietet der Leaf III im Inneren ordentlich Platz. Ok, die abfallende Dachlinie lässt im Fond nicht mehr viel Kopffreiheit zu. Großgewachsenen Langbeinige Fondpassagiere sollten sich bei längeren Fahrten mitunter auch mit den Vorderen arrangieren. Der Kofferraum liegt mit 437 bis 1052 Liter im guten Klassenschnitt und darf durchaus als familientauglich eingestuft werden.
Der aufgeräumte Arbeitsplatz mit den beiden 14,3-Zoll-Displays wirkt klar und stimmig und auch die Bedienung gefällt. Unter dem Mittelscreen und am Lenkrad finden sich echte Tasten, wobei die rechte Bedienwalze am Lenkrad ergonomisch schräg angeordnet ist, der natürlichen Bewegungsrichtung des Daumens entsprechend.
Was gibt’s noch? Ein Panorama-Glasdach (nicht zu Öffnen) mit einer Dimm-Funktion bei zu starker Sonneneinstrahlung (spezielle Kristalle im Glas ändern unter Spannung ihre Durchlässigkeit, was neben dem Sonnenrollo auch sieben Kilo Gewicht spart) sowie umfangreiches NissanConnect-Infotainment mit Google-Unterstützung – von Navi, über Sprachsteuerung bis hin zum Google Play Store für Kurzweil aller Art.
Zwei Akkugrößen stehen im Leaf zur Wahl: 52 und 75 kWh, mit überraschend großen Reichweiten von 440 bzw. 622 Kilometer (cW 0,25). Das Ladetempo ist mit max. 150 kW (DC) beim großen Akku zwar solide, aber keine Sensation. Nissan spricht von unter 30 Minuten für 20 (!) bis 80 Prozent Akkustand. Auch die Themen V2L (Vehicle to Load; also das Auto als externe Stromquelle bis 3,6 kW für Picknick und Co. zu nutzen) und V2G (Vehicle to Grid; die Rückspeisung des Stroms ins Netz - bei uns derzeit noch nicht möglich) beherrscht der Leaf übrigens.
Wie fährt er sich? Der Elektromotor liefert 160 kW /217 PS Leistung an die Vorderräder, in der 52 kWh-Version sind es 130 kW/176 PS. Erster Fahreindruck: Solides und komfortables Fahrverhalten, präzise Lenkung, sowie wenig Windgeräusche. Und auch bei flotter Fahrweise liegt der Leaf dank neuer Multilink-Hinterachse und tiefem Schwerpunkt stets unaufgeregt und sicher auf der Straße, der 160 kW-Motor zieht dabei druckvoll, aber nicht brachial (Null auf 100 km/h in 7,6 s, Spitze 160km/h). Alles in allem auffällig unauffällig. Die Fahrstufen werden per mittigen Druckknöpfen eingelegt, das mehrstufige Rekuperieren erfolgt per Lenkrad-Paddles, und auch E-Pedal-Fahren ist möglich. Nach mehrstündiger Testrunde rund um Kopenhagen, mehrheitlich im Umland und mit wenig Autobahnanteil zeigte der Bordcomputer einen Verbrauch von 13,5 kWh/100 km – das geht in Ordnung.
Unterm Strich bietet der dritte Leaf zwar keine spektakulären Sensationen, hinterlässt jedoch einen rundum überzeugenden und grundsoliden Gesamteindruck. Reifer, effizienter und mit handfesten Talenten in Sachen Alltagstauglichkeit ist er eher bester Kumpel statt lauter Showman.
Wann kommt er zu uns? Markstart ist im Frühjahr 2026, vorerst mit den Versionen mit größerer Batterie. Preise wurden seitens Nissan noch keine genannt, der Einstieg könnte bei ca. EUR 37.000,- liegen.